… dass nicht sein kann, was nicht sein darf?

Ungeachtet Ihrer persönlichen politischen Meinung: Hat es beim Ankauf einer Immobilie für Sie jemals eine wirkliche Rolle gespielt, von welcher Partei das jeweilige Land regiert wurde? Ich sage Ihnen ehrlich, für mich nicht. Ob der Regierungschef Schröder oder Merkel, Sarkozy oder Hollande hieß, war für ein Investment in den EU-Ländern zweitrangig. Es zählten ausschließlich die harten Zahlen.

Inzwischen ist das anders. Spätestens der Brexit hat auf den Immobilienmärkten für ein unsanftes Erwachen gesorgt. Ähnliches könnte sich mittelfristig in Frankreich, Italien oder auch Österreich abspielen. Durch rechtspopulistische und antieuropäische Tendenzen ist ein Immobilieninvestment in einigen Ländern mittlerweile zum Risiko geworden.

An dieser Stelle würde in einem Immobilienprospekt der werbewirksame Satz folgen: „Deutschland hingegen ist bei nationalen und internationalen Investoren als sicherer Anlegerhafen beliebt.“ Aber was bedeutet es überhaupt, ein safe haven zu sein? Dass die Rechtssicherheit von Investments hierzulande hoch und die Gefahr eines politischen Umbruchs niedrig ist. Soweit richtig – jedenfalls für den Augenblick. Ein Immobilieninvestment ist aber eine Verpflichtung über Jahre oder Jahrzehnte hinweg.

Obwohl hierzulande der Einfluss rechtspopulistischer Strömungen derzeit nachlässt, wage ich keine Prognose, wie sich die politische Landschaft in zehn Jahren gestaltet. Wie nervös die Märkte tatsächlich auf die Politik reagieren, zeigte unlängst der sprunghafte Anstieg der DAX-Werte, nachdem der erste Wahlgang in Frankreich zugunsten Macrons verlaufen ist. Ich frage mich: Was geschieht, wenn bei einer Parlamentswahl tatsächlich ein Populist mit antieuropäischen Tendenzen gewinnt? Egal, ob rechts oder links.

Auch Trump hat für einen Paradigmenwechsel gesorgt: Das zeigt beispielsweise ein Blick auf die Geschäftsberichte zahlreicher DAX-Konzerne, in denen der Name des US-Präsidenten immer wieder als Unsicherheitsfaktor genannt wird. Bestandshalter müssen sich folglich auf eventuelle Standortverlagerungen vorbereiten – und wer neu investieren will, sieht sich mit zahlreichen Unwägbarkeiten konfrontiert. Schließlich muss ein Investor immer das Worst-Case-Szenario mit einberechnen und sich die Frage stellen, ob er im Ernstfall damit umgehen könnte. Für mich persönlich wäre die Konsequenz, im Zweifel lieber die Finger von der Immobilie zu lassen.

Es hat also nichts mit Schwarzmalerei zu tun, wenn ich anmerke, dass Vorsicht angebracht ist: Die Immobilienbranche darf einfach nicht mehr davon ausgehen, dass nicht sein kann, was nicht sein darf.

Zur Person:Markus Reinert FRICS ist Vorstandsvorsitzender / CEO der IC Immobilien Holding AG.