Das Wort der Stunde lautet Wertstabilität

Markus Reinert FRICS

Die Wahrscheinlichkeit weiterer und härterer Lockdowns liegt nahe. Wir befinden uns mittlerweile in der dritten Corona-Welle und wie viele weitere werden noch folgen? Hoffnung und Unsicherheit lagen und liegen selten so nah beieinander wie in der jetzigen Zeit.

Auch politisch ergeben sich bemerkenswerte Konstellationen. Nur noch gut ein Drittel der Deutschen ist mit der Arbeit der Bundesregierung zufrieden. Gleichzeitig halten mehr als 70 Prozent der Befragten des ARD-Deutschlandtrends vom 1. April 2021 die Corona-Maßnahmen für zu lasch oder für angemessen. Einen größeren Zwiespalt in der Meinungsbildung kann es eigentlich kaum geben.

Erstaunlicherweise zeigt sich diese Zwiespältigkeit auch auf den Immobilienmärkten: Einerseits ist das Investoreninteresse an deutschen Core-Immobilien nach wie vor hoch, sodass Renditen von 2,0 bis 2,5 Prozent nach Abzug aller Kosten in den nächsten Jahren die Realität widerspiegeln. Dank dieser Nachfrage ist ein Transaktionsvolumen von Gewerbeimmobilien von bis zu 50 Milliarden Euro im Jahr 2021 durchaus realistisch. Andererseits gibt es mehr Unwägbarkeiten als je zuvor: Banken agieren deutlich restriktiver als noch vor der Krise, Due-Diligence-Prozesse werden sehr viel sorgfältiger geführt, auch mit Blick auf die zunehmenden ESG-Kriterien – und der Transaktionsmarkt verlangsamt sich.

Die Pandemie in Verbindung mit dem Trend hin zu neuen Arbeitswelten und veränderten Geschäftsmodellen sowie Lieferketten sorgt dafür, dass sich auch die Flächennachfrage neu definiert. Zwar lässt sich der Umfang noch nicht abzeichnen, dennoch dürften sich zahlreiche Unternehmen eher verkleinern und dezentralisieren – nicht etwa vergrößern.

Für Investoren bedeutet dies, dass sie sich vom Wachstumsdenken der vergangenen Jahre lösen müssen. Die kommenden Jahre werden weder von Mietpreissteigerungen noch von einem Anstieg der Verkehrswerte geprägt sein. Stattdessen ist es jetzt umso wichtiger, Stabilität zu gewährleisten. Wichtiger denn je ist ein aktives Mietermanagement, um mögliche Risiken zu analysieren und auszuschalten sowie um den Werterhalt zu sichern. Gleichlautend sollten Möglichkeiten identifiziert werden, wie bislang ungenutzte Wertpotenziale geschöpft werden können – beispielsweise durch das Bauen im Bestand.

Welche Rolle dabei dem Asset- und Property Management zukommt, erläutert mein Geschäftsführerkollege Michael Stüber in der aktuellen Version unseres Newsletters. Ganz besonders freue ich mich darüber, dass wir mit Timothy Horrocks einen international renommierten Immobilienexperten für unser Interview gewinnen konnten. Im gemeinsamen Gespräch erläutert er, wo er aktuell die Chancen, Risiken und Herausforderungen auf den deutschen Immobilienmärkten sieht.

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Zur Person: Markus Reinert FRICS ist Vorsitzender der Geschäftsführung & CEO der IC Immobilien Holding GmbH.